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Die digitale Wiedergeburt des Hörspiels

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Wenn es um Medien im Internet geht, geht es fast immer um Musik und Film. Und fast immer um Raubkopien. Doch es gibt noch eine dritte Kunstform, und für die ist das Internet ein wahrer Segen: das Hörspiel.

Hörspiele sind eine flüchtige Erscheinung: Als genuine Radiokunst hängt ihre Rezeption stärker als bei allen anderen Medien vom Zufall ab. Anders als bei Musik oder Film bekommt man ein Hörspiel oft nur durch genaue Planung oder den schieren Zufall mit: Wer bei der Ausstrahlung nicht am Radio sitzt oder einen Mitschnitt in die Finger bekommt, bleibt außen vor. Anders als Musik und Film werden Hörspiele nur selten wiederholt.

Vom Klassiker bis zum Krimi

Hier schlägt die Stunde des Internet. Haben die produzierenden Rundfunkanstalten ihre Schätze früher eher zögerlich auf CD veröffentlicht, nutzen sie heute das Internet und stellen die Hörspiele zum Download zur Verfügung – manches zwar nur für wenige Tage, aber immerhin. Hier finden sich moderne Hörspielexperimente ebenso wie klassische Aufnahmen aus der Frühzeit des Hörspiels, knackige Krimikost ebenso wie aufwendige, mehrstündige Produktionen nach Klassikern der Weltliteratur.

Vieles, was man früher nur vom Hörensagen kannte wie etwa Orson Welles legendäres Hörspiel “War of the Worlds” aus dem Jahr 1938, ist heute problemlos im Netz zu finden. Etwa beim Internet Archive oder bei The Mercury Theatre on the Air, wo auch noch andere Hörspiele aus der Zeit geduldig auf neue Hörer warten.

Die Sender öffnen ihre Schatzkammern

Die deutschen Rundfunkanstalten sind in Sachen Hörspiel im Netz sehr rührig, allen voran der WDR, der in seinem Hörspielspeicher aktuelle Produktionen von 1Live, WDR 3 und WDR 5 zum Download bereit hält – eine wahre Fundgrube für Freunde der Radiokunst. Auch der Bayerische Rundfunk bietet in seinem Hörspielpool eine umfangreiche Auswahl herausragender Hörspielproduktionen der letzten Jahre. Neben Stücken zeitgenössischer Autoren finden sich hier auch aufwendige Umsetzungen klassischer Literatur wie etwa die 12-Stunden-Produktion von E.T.A. Hoffmanns “Serapionsbrüdern” aus dem Jahr 2006 oder die 12-teilige Fassung von Hermann Brochs Romantrilogie “Die Schlafwandler”. Da möchten die anderen Anstalten natürlich nicht hintanstehen und präsentieren wie der SWR oder der NDR Teile ihrer Hörspielproduktionen zum Nachhören. Wer Krimis mag und den sonntäglichen TV-Tatort um ein Hörstück ergänzen möchte, der wird von der ARD mit dem Radiotatort bedient, der eigens fürs Radio produzierte Krimis präsentiert.

Infos satt

Als einziges Manko schlägt allerdings die oft verwirrende Gestaltung der Webseiten zu Buche, die den Zugriff unnötig erschwert – doch diese Kritik wirkt angesichts des Angebots vielleicht ein wenig kleinlich. Schön wäre es allerdings, wenn alle Sender dem Beispiel von WDR und BR folgen und ihre Hörspiele als Podcast anbieten würden. Und wenn man sich schon etwas wünschen darf: Noch besser wäre ein gemeinsamer Podcast oder ein Info-Kanal bei Twitter.

Doch hier sind glücklicherweise Martin Stelzle und Olaf von der Heydt in die Bresche gesprungen, die bei Twitter, im Web und im Podcast über aktuelle Hörspiele informieren. Wer sich im fast unüberschauberen Dschungel der Hörspielproduktionen nicht verirren will, der sollte die Hörspiel Datenbank zu Rate ziehen. Hier finden sich Informationen zu Inhalt, Produktion und Sprechern von derzeit knapp 34.000 Hörspielen – vom ersten Hörspiel aus dem Jahr 1924 bis zu aktuellen Produktionen, die erst noch ausgestrahlt werden.

(Das ZDF ist für den Inhalt externer Internetseiten nicht verantwortlich)

Bild: ARD Radiotatort: Nur ein Beispiel für die umfangreiche Hörspielproduktion, die im Internet zum Download bereit steht. (Screenshot)


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